Informationen zu Schotterflächen

Das Niedersächsische Ministerium für Umwelt, Energie, Bauen und Klimaschutz informiert:

„Nicht überbaute Flächen von Baugrundstücken müssen Grünflächen sein.

Entsprechende Freiflächen können mit Rasen oder Gras, Gehölzen, anderen Zier- oder Nutzpflanzen bedeckt sein. Plattenbeläge, Pflasterungen und dergleichen sind allenfalls zu den Grünflächen zu zählen, wenn sie eine verhältnismäßig schmale Einfassung von Beeten usw. darstellen. Die Wahl der Art und Beschaffenheit der Grünflächen bleibt dem Verpflichteten überlassen. Auf den Flächen muss jedoch die Vegetation überwiegen, so dass Steinflächen aus Gründen der Gestaltung oder der leichteren Pflege nur in geringem Maße zulässig sind. Es ist dabei unerheblich, ob Schotterflächen mit oder ohne Unterfolie ausgeführt sind: Sie sind keine Grünflächen im Sinne des Bauordnungsrechts, soweit auch hier die Vegetation nicht überwiegt.“

Auch in der Stadt Königslutter am Elm hält der stetig zunehmende Trend, möglichst „pflegeleichte Gärten“ anzulegen, an, sowohl auf bereits bebauten Grundstücken als auch in Neubaugebieten. Mit den folgenden Hinweisen möchte die Stadt Königslutter am Elm über Schottergärten informieren und Alternativen aufzeigen, wie attraktive und dennoch pflegeleichte Gärten angelegt werden können. Einen Infoflyer zum Herunterladen sowie weiterführende Informationen finden Sie am Ende des Artikels.

1. Rechtzeitig informiert!

Bevor Sie planen, einen Schottergarten anzulegen, ist ein Blick in die Niedersächsischen Bauordnung sinnvoll, denn dort heißt es in § 9 (2) NBauO, dass nicht überbaute Flächen von Baugrundstücken Grünflächen sein müssen, soweit sie nicht für eine andere zulässige Nutzung erforderlich sind.

Mit Grünflächen ist in diesem Zusammenhang gemeint, dass auf diesen Freiflächen Vegetation überwiegt und mit Rasen, Gehölzen, Zier- oder Nutzpflanzen bedeckt sein muss. Plattenbelege und Pflasterungen sind nur als verhältnismäßig schmale Einfassung von Beeten zulässig.

In der Örtlichen Bauvorschriften für den Bebauungsplan „Auf dem Lutterberg“ ist der Hinweis ebenfalls aufgenommen, dass Schottergärten, Vegetationsfreie Schotterflächen oder Flächen mit Steinschüttungen oder Schüttungen vergleichbarer Materialien wie z.B. Glas (z.B. sog. Schottergärten) nicht zulässig sind.

2. Schottergärten – darum nicht!

Vorgärten aus Kies oder Schotter sind voll im Trend und gelten als pflegearm, weil Rasen mähen, Laub entfernen, düngen, wässern, Unkraut entfernen entfällt. Doch leider wird dabei nicht bedacht, dass Schottergärten an heißen Sommertagen die Hitze des Tages speichern und damit die Aufenthaltsqualität im Garten verloren geht. Durch eine fehlende Bepflanzung mit Gehölzen finden keine Beschattung und auch keine Kühlung durch die Verdunstung der Pflanzen statt.

Wurde eine wasserdichte Folie auf den abgeschobenen Boden verlegt, kann das Regenwasser bei Starkregen nicht versickern und läuft unkontrolliert auf dem eigenen Grundstück ab. Bei größeren Niederschlägen kann das im schlimmsten Fall zu Überflutungen bzw. zum Eindringen in das Mauerwerk führen.

Das anfängliche gepflegte Erscheinungsbild von geschotterten Vorgärten verändert sich im Laufe der Jahre, insbesondere wenn Blätter, Staub und Pflanzen zwischen die Steinen eingeweht werden, dort verrotten und ein ideales Keimbett für sehr anspruchslose Pflanzen geschaffen wird. Wildkräuter, Algen, Flechten und Moose siedeln sich an und müssen nun zeitaufwendig zwischen den Steinen entfernt werden.

Die Beseitigung der Pflanzen mit Abflammgeräten scheidet dann aus, wenn Folien verwendet wurden. Weil Schottergärten nicht als gärtnerisch genutzte Flächen gelten, dürfen auch keine Pflanzenschutzmittel zur Unkrautbekämpfung eingesetzt werden. Der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln ist nicht erlaubt, auch wenn keine Folie auf dem Boden verlegt wurde. Laubsauger und Hochdruckreiniger verursachen Lärm, verbrauchen Energie und Arbeitszeit.

Und schließlich ist ein Schottergarten kein Lebensraum für Tiere, jegliches Tierleben wird vertrieben, es steht keine Blüten für Insekten, kein Unterschlupf, keine Nahrung für Vögel zur Verfügung.

3. Die Visitenkarte am Hauseingang

Der Vorgarten ist Bindeglied zwischen Privatgrundstück und öffentlicher Straße und gleichzeitig ein Aushängeschild der Menschen, die dort wohnen.

Die Schottergärten wirken monoton, sehen das ganze Jahr über gleich aus, und Jahreszeiten sind nicht mehr erkennbar: keine Frühlingsblüher, kein Bienensummen, kein Schmetterling, kein Vogelgezwitscher und kein buntes Herbstlaub.  

Ein begrünter, abwechslungsreicher und individuell gestalteter Vorgarten bietet Platz für einen „Plausch“ mit den Nachbarn, erhöht die Attraktivität des Wohnumfeldes und bildet besonders an heißen Sommertagen eine grüne Oase mit Kühlung und Schatten.

Bei der richtigen Auswahl möglichst heimischer Blütenpflanzen ist das Naturerlebnis garantiert, denn an Blüten und Früchten können Insekten, Vögel und Kleintiere lebensnotwendige Nahrung finden.

4. Wahre Alternativen – pflegeleicht bunt statt pflegeaufwendig grau

Die Auswahl an heimischen Pflanzen, die an unser Klima und die Bodenverhältnisse angepasst sind und zudem auch noch sommertrockene Zeiten gut überstehen, ist groß. Sie bieten zahlreichen Insekten durch ihre Blüten ein Nahrungsangebot, dass gerade in der heutigen Zeit für ihr Überleben immer wichtiger wird. Ein naturnaher Garten ist ein aktiver Beitrag für den Arten- und Klimaschutz.

Je nachdem ob der Vorgarten einen sonnigen / trockenen oder eher schattigen / feuchten Standort hat, kommen verschiedene Stauden zum Einsatz. Fertige Kombinationen mit Pflanzplan hat der NABU für 3 beispielhafte Gärten erstellt, inkl. Anleitung und Gestaltungsvorschläge (s. weitere Informationen).

Außerdem gibt es bereits Staudenmischpflanzungen für verschiedene Standorte. Unterstützung bei der Auswahl der geeigneten Pflanzen erhalten Sie bei Garten- und Landschaftsbaubetrieben.

Das Staudenbeet vor dem Rathaus Königslutter Am Markt erfreut mittlerweile viele Besucherinnen und Besucher. Hier kann beispielsweise eine Kombination aus Zwiebelpflanzen, Bodendeckern, Kleingehölzen und Stauden das ganze Jahr über bewundert werden und das alles mit heimischen Pflanzen!

Heimische Kleinsträucher für sonnige, trockene Standorte sind beispielsweise Geißklee, Ginster, Spierstrauch, aber auch heimische Stauden wie Glockenblumen, Storchschnabel, Katzenminze. Sie liefern nicht nur Farbe im Garten sondern auch Nektar und Pollen für Insekten.

Den Pflegeaufwand eines begrünten Vorgartens können Sie weiter reduzieren, wenn die Lücken zwischen den Pflanzen geschlossen werden, indem der offene Boden mit Bodendeckern bepflanzt oder mit einer Mulchschicht (Rindenmulch, Rasenschnitt, Laub) abgedeckt wird. Dadurch haben Wildkräuter keine Chance und die Feuchtigkeit wird besser im Boden gehalten. Artenreiche Wildblumenpflanzungen gedeihen am besten auf trockenen Flächen mit nährstoffarmem Substrat, sie benötigen keinen Mutterboden.

5. Farbe in den Vorgarten – Natur ins Beet

Auch ein vorhandener Schottergarten lässt sich in eine bunte Oase verwandeln, und der bereits ausgebrachte Schotter kann sinnvoll für die Anlage eines Trockenstandortes, wie er in der Natur beispielsweise auf Magerwiesen und Felshängen anzutreffen ist, weiterverwendet werden. Damit sich der Aufwand lohnt, ist als erstes das Vlies / die Folie zu entfernen, damit Regenwasser wieder versickern und das Bodenleben davon profitieren kann.

Damit Pflanzen wachsen und gedeihen können, benötigen sie Feinkornanteile, die auf die grobe Schotterfläche verteilt werden müssen. Geeignet sind eine 5 cm Schicht aus Kiessand (0/8 mm) oder Grubensand (0/4 mm). Anschließend ist eine dünne Schicht gütegesicherten Kompost aufzubringen und mit Grobschotter und Sand gut zu durchmischen. 

Vor dem Aussäen ist die Fläche zu harken und ein fein krümeliger Untergrund herzustellen auf dem das Saatgut, vorzugsweise eine wildblumenreiche Saatgutmischung für magere Standorte eingesät wird. Als Initialbepflanzung können zusätzlich noch trockenheitsverträgliche, mehrjährige Wildstauden gesetzt werden, die zum besseren Anwurzeln mit etwas Kompost versorgt werden.

Innerhalb der Keimphase ist darauf zu achten, dass der Boden regelmäßig gewässert wird. Spätestens nach den ersten 3 Monaten haben sich die Pflanzen soweit entwickelt, dass nur noch bei extremer Trockenheit eine Bewässerung erforderlich wird.

Eine Verlängerung der Blühphasen kann durch das Setzen von Blumenzwiebeln erreicht werden, denn sie erfreuen uns Menschen mit ihrer Farben- und Blütenpracht und liefern schon im Frühjahr den ersten Pollen für die Wildbienen.

6. Bezugsquellen für zertifiziertes Pflanzmaterial (Auswahl):

Fachbetrieben für naturnahes Grün https://naturgarten-fachbetriebe.de/

Saatgut: Rieger und Hofmann, Syringa, Saaten Zeller

Weitere Hersteller im Internet: „RegioZert“ oder „VWW-Regiosaaten“

Heimische Stauden und Blumenzwiebeln: Kräuter- und Wildpflanzen-Gärtnerei Strickler, Staudengärtnerei Gaißmayer